Der Camaro

Wieso? Weshalb? Warum?

Veröffentlicht am 7. August 2019
Aktualisiert am 8. Mai 2023

Die Texte dieser Seite und der Unterseiten zu den Modelljahren ähneln dem Artikel über die 1. Generation des Camaro auf der deutschen Wikipedia. Das liegt daran, dass ich mehr als 80 % des Wikipedia-Artikels verfasst habe. Ebenso habe ich weitere Beträge um das Thema Pony und Muscle Cars sowie den folgenden Camaro-Generationen und auch dem Firebird auf Wikipedia erstellt, ergänzt und erweitert.

Überblick

Der Camaro gehört zu den sogenannten Pony Cars. Diese haben ihren Namen vom Pferde-Symbol des Ford Mustang, welcher bereits ab Mitte 1964 der zweite Vertreter dieser Fahrzeuggattung (-klasse) war. Der Plymouth Barracuda erschien zwar einige Wochen vor dem Mustang und bediente die gleiche Zielguppe, wurde aber erst mit dem 1967er Modelljahr als „echtes“ Pony Car wahrgenommen. Außerdem rührte Ford so mächtig die Werbetrommel, dass alles andere in den Schatten gestellt wurde und unterging.

Das wesentliche Designmerkmal dieser Klasse wurde mit „long hood, short deck“ umschrieben, also einer langen Motorhaube und einem kurzen Heck.

Ford Mustang Logo

Nur Ponys, …

… da die Amerikaner die Fahrzeuge auf Grund der Größe (bis ca. 4,80 m) nicht für ausgewachsene Autos hielten. Sie verpassten dem Mustang und allen Autos dieser Klasse den Spitznamen „Pony“ für den „kleinen“ Mustang. Ponys sind typischerweise leichte kompakte sportliche Coupés.

Full-Size-Cars, in Deutschland landläufig als „Straßenkreuzer“ betitelt, der 60er und 70er waren im Schnitt 5,70 m lang. Zum Vergleich: Passat, Audi A6, Touareg und Co. sind 4,80 bis 4,95 m lang; also eigentlich auch nur Ponys!

Oder doch Muscles,…

… da insbesondere die hochmotorisierten SS-Modelle und die Z/28 des Camaro zu den Muscle Cars gezählt werden. Muscle Cars waren die leistungsstärksten Modelle einer Baureihe. Dabei geht es nicht unbedingt um die Anzahl der Zylinder. Vielmehr zählt die Mehrleistung ab Werk im Vergleich zu den Basismodellen. Siehe nebenstehenden Guide.

Leistungsmäßig müssen sich die Ponys nicht verstecken. Es gibt, auch beim Camaro, Motoren mit 427 in3 (in3 = cui = Kubikinch), das entspricht 7,0 Liter Hubraum und Leistungen bis weit über 450 PS. Hier sollte erwähnt werden, dass diese Zahlenangabe häufig die Brutto-Leistung des Motors wiedergibt.

Brutto-Leistung ist die Leistung, welche der Motor ohne Anbauaggregate, wie Lichtmaschine, Ventilator, Wasserpumpe und Klimaanlage, an der Kurbelwelle abgibt. Häufig wurden diese Zahlen auf dem Papier nach unten korrigiert, um die Versicherungsgesellschaften milde zu stimmen und die Prämien gering zu halten.

GMs Zielgruppe…

… für diese Fahrzeuge waren junge Käufer. Die sogenannten Baby-Boomer, also zwischen 1946 und 1964 geborene. Die Wagen waren nicht besonders luxuriös ausgestattet. Einfache Technik, robuste Motoren.

Auf Grund von wachsendem Druck mit Auflagen zu Unfallschutz und Umweltschutz endete die Muscle Car Ära Mitte der 70er Jahre wieder. Zu der Zeit leistet ein 5,7 Liter Motor nur noch 150 Netto-PS. (Wobei erwähnt werden sollte, dass der normale VW Golf nur 50 bis 70 PS hatte.) Dies begründet sich auch darin, dass die Messungen nun mit allen Nebenaggregaten vorgenommen wurden. Außerdem wurde zur Reduzierung des Schadstoffausstoßes die Kompression reduziert und bleifreies Benzin sowie Abgasrückführ- und Nachverbrennungssysteme eingeführt. Daher verringerten sich die Angaben der Motorleistung von z. B. 270 PS, was real sicher immer noch 220 PS an der Achse entsprach, auf 150 PS in der Realität und auf dem Papier. Zudem kamen kompaktere Baureihen in Mode, da auch die Amerikaner sich dem Umweltschutz annähern wollten.

Der Camaro…

… wurde 1966 als direkter Konkurrent zum Mustang vorgestellt und war der zweite wesentliche Vertreter in der Ponyklasse. Der Name soll sich vom französischen „camarade“ ableiten, was „Freund“ oder „Kamerad“ bedeutet. Der erste Camaro basiert auf der, für den Chevrolet Nova von 1968, neu entwickelten X-Body-Plattform. Sie war eine Universal-Plattform und umfasste die Bodengruppe von Windschutzscheibe bzw. Spritzwand bis zum Heck. Darauf aufbauend wurde kurzerhand die F-Body-Plattform entwickelt, die er sich bis 2002 mit seinem Schwestermodell Pontiac Firebird teilte. Die Front wurde mit einem zusätzlichen Stahlrahmen realisiert, an welchem auch die Kotflügel, die Kühlermaske samt Grill und die Motorhaube montiert sind. Entscheidend ist die Montage von Motor und Getriebe auf diesem Rahmen. Dieser wiederum ist mittels Gummibuchsen mit der Karosserie verbunden, was u. a. für eine Entkopplung der Fahrgastzelle vom Antrieb sorgen soll.

1967 Chevrolet Camaro

Karosserieformen…

…waren von Anfang Coupé oder Cabrio. Die Coupé-Version wird als Hardtop-Coupé bezeichnet, da die B-Säule fehlt. Der Camaro hat leicht fließende Formen, so dass Chevrolet auf die Differenzierung zwischen Coupé und Fastback, wie es Ford beim Mustang machte, verzichten konnte. Alle Camaros der ersten Generation haben bereits eine Windschutzscheibe aus Verbundsicherheitsglas (VSG), die Seitenscheiben und die Heckscheibe bestehen aus Einscheibensicherheitsglas (ESG). Darüberhinaus sind die Front- und Heckscheibe eingeklebt.

Der Codename…

… unter dem das Projekt entwickelt wurde, lautete „Panther“. Am 28. Juni 1966 wurde er dem Fachpublikum und Journalisten als Camaro vorgestellt. Der Name Panther wurde wieder verworfen, weil er zu aggressiv klang und zu diesem Zeitpunkt die Chevrolet-Modelle mit „C“ im Namen (wie Corvette, Chevelle, Chevy II, Chevette und Corvair sowie Caprice) starten sollten.

Bei der Pressevorführung wurde der General Motors Manager Elliot M. „Pete“ Estes von Pressevertretern gefragt:

„What is a Camaro?“

A small, vicious animal that eats Mustangs!

Auf Deutsch:

Was ist ein Camaro?

Ein kleines, bösartiges Tier, das Mustangs isst!

Der Verkaufsstart erfolgte am 29. September 1966 mit dem ´67er Modelljahr. Im selben Kalenderjahr wurden noch rund 90.000 Camaros produziert.

Alle Camaros…

… der ersten Generation wurden in den US-amerikanischen Werken der Fisher Body Co., welche eine GM Division war, in Norwood, Ohio und Van Nuys/Los Angeles, Kalifornien gebaut oder außerhalb der USA in Werken wie GM Continental in Antwerpen in Belgien, der Schweiz bei GM Suisse in Biel, GM de Venezolana in Caracas in Venezuela und GM del Peru in Lima in Peru sowie in der Yutivo Fabrik in Manila auf den Philippinen montiert. Dabei wurden die Fahrzeugteile in einer Holzkiste in die Montagewerke geliefert und dort zusammengebaut.

In den drei Produktionsjahren liefen rund 700.000 Fahrzeuge vom Band.

Hier gibt es mehr über die Fisher Body Company.

1968 Chevrolet Camaro
1968 Chevrolet Camaro

Für alle die sich auch für die folgende Modellgenerationen interessieren, folgt die komplette Geschichte:

Typische Vertreter der Ponys…

… sind unten im Bild dargestellt. Als Konkurrenz zum Mustang und dem Ende 1966 folgenden Camaro wurden von den anderen Herstellern ebenfalls Pony Cars im boomenden Markt angeboten.

(In Klammern dahinter jeweils das erste Verkaufsjahr.)

Die Verteilung und Marktlage…

… der Ponys ist recht übersichtlich. Auf US-Car-Treffen in Deutschland sieht man häufig den einen oder anderen Vertreter der ersten Generationen. Es ist zu beachten, dass die Modelljahre differieren, was dem unterschiedlichen ersten Erscheinen zu schulden ist.

Dabei fällt auf, dass der Mustang am häufigsten vertreten ist. Dann folgen in unterschiedlicher Häufung die anderen Modelle. Sicherlich ist dies der produzierten Menge und natürlich der Popularität geschuldet. Nachfolgend dazu eine kurze grobe Auflistung der Stückzahlen der ersten Generationen mit Links zu Wikipedia:

Ford Mustang der 1. Generation wobei ich hier nur die Baujahre von 1964 bis 1970 dazuzähle:

2,3 Millionen

Chevrolet Camaro mit einer Bauzeit von 1966 bis Anfang 1970:

700 Tausend

Pontiac Firebird als Schwester zum Camaro erschien ein Jahr später und blieb auch bis 1970:

280 Tausend

Mercury Cougar erschien als Schwester zum Mustang parallel zum Firebird und endete auch mit ihm:

440 Tausend

Plymouth Barracuda als Pony des Chrysler-Konzerns 1964 am Markt eingeführt, blieb bis 1974:

310 Tausend

AMC Javelin das Pony der American Motors Corporation kam 1967 auf dem Markt und ging auch 1974:

230 Tausend

Dodge Challenger die Schwester des Barracuda erschien erst 1970 und verschwand 1974:

190 Tausend

Einfache Mathematik macht deutlich, dass alle Modelle zusammen auf die Produktionszahl des Mustang kommen. Selbst wenn man die Mustang-Jahre bis 1974, dann natürlich auch vom Camaro, Firebird und Cougar, hinzurechnet, geht die Spitzenposition an den Mustang.

Es bleibt festzuhalten, dass auf Treffen die Summe aller Ponys zusammen, auf die Anzahl aller vertretenen Mustangs kommt.

Chevrolet-Besitzerumfragen aus der Zeit zeigten, dass Camaro-Käufer eher jung, gebildet und wohlhabend waren. Das Durchschnittsalter lag bei 31 Jahren, etwas über der Corvette. Über 60 % waren aufs College gegangen, und das Durchschnittseinkommen betrug 10.400 $. Ungefähr 25 % der Camaro-Käufer waren Frauen, meist Singles. Die Hälfte aller Camaros wurde von Leuten gekauft, die vorher keinen Chevrolet besessen hatten, und 33 % hatten den Mustang vor dem Kauf eines Camaro „ernsthaft in Betracht gezogen“.

Lesestoff

Für Interessierte liste ich nachfolgend allgemeine Internetlinks zum Camaro auf.

  • Die englische Camaro Research Group stellte das umfangreichste Archiv zur 1. Generation zusammen und dient für viele als Quelle von Informationen, die auch weiter publiziert werden.
  • Die deutsche Wikipedia-Seite listet eine vollständige Camaro-Übersicht auf.
  • Auch bei Wikipedia sind gebündelt Informationen zum Camaro der 1. Generation zusammengetragen. An diesem Artikel habe ich großen Anteil. Mehr als 3/4 der Informationen stammen von mir.
  • Auf Norwood Legends sind Informationen zum Montagewerk zu finden.
  • Darüber hinaus ist das GM Heritage Center eine sehr ergiebige Quelle. Hier findet man die Vehicle Informations Kit und Broschüren zu allen Modelljahren.
Chevrolet Logos
Nur im Jahr 1969 hatten die Chevrolets ein blaues Bowtie, der Camaro war der Erste damit
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