Fiktive Lebensgeschichte

Spekulation zu den Eignern und dem Werdegang meines Camaro

Veröffentlicht am 2. August 2022
Aktualisiert am 17. April 2023

Ich möchte versuchen, die Lebensgeschichte mal nachzustellen. Etwas wissen wir sicher, vieles sind wage Vermutungen.

Bewegen wir uns also mal in die Welt der Spekulation und konstruieren eine fiktive Lebensgeschichte:

0. Station: Anfang 1969

Nach der Bestellung des Wagens durch den ersten Käufer wird der Camaro in Norwood zusammengebaut und zur East Bay Chevrolet Company (hier nachzulesen) geliefert. Dort wird er seinem ersten Besitzer im April 1969 übergeben.

1. Station: Erstbesitzer 1969

Der Camaro wurde in Albany bei San Francisco gekauft. Dort blieb er viele Jahre das Auto der Frau des Hauses, einige Jahre später dann von der Tochter der Familie. Kleiner V8 mit Automatikgetriebe, außen Rot und innen Rot, aber mit weißem Dach und etwas Schnick-Schnack spricht für ein „Mädchenauto“ aus heutiger Sicht.

Die Lackschichten, die wir bei der Restauration finden, zeugen davon, dass der Camaro vor den Coopers noch mindestens zwei Mal lackiert wurde. Wenn die Damen keinen abgeranzten Wagen fahren wollten, musste der Herr des Hauses wohl oder übel mal den Lack erneuern lassen. Es gibt keine Zeugnisse.

Irgendwann wollte die Tochter eine neue poppige Farbe und hat das Auto vom Papa auf Orange umlackieren lassen. Um die 1980er herum war das Knallige ja modern, sollte sportlich und hipp aussehen.


Der Camaro steht nur noch rum. Die Tochter studiert in San Francisco und braucht das Auto nur noch selten. Der Lack ist auch nicht mehr toll und außerdem hat die Windschutzscheibe einen Riss. Nach mehr als 15 Jahren trennt man sich dann.

2. Station: Ende der 1980er

1991 hat der Camaro – jetzt 22 Jahre alt und runtergekommen – bereits seit einer Weile einen neuen Besitzer in der Gegend von Gridley. Um den wieder in Schuss zu bringen, lässt der Neue das Orange noch mal übertünchen. Das Orange war sehr verschlissen und sah nicht mehr so toll aus und die Amis sind da sehr schnell. Kost auch nicht so viel, macht dir jede Garage. Dann werden auch wieder neue Reifen fällig und die Windschutzscheibe wird auch erneuert.

Zudem soll er ein anderes Radio bekommen, man hat auch noch ein erst gut zwei Jahre altes rumzuliegen. Vorher war dort nur ein Mittelwellenradio eingebaut, jetzt soll es ein UKW-Radio mit Kassettendeck sein.

Das Radio und die Reifen schiebe ich mal auf einen jüngeren Fahrer. Ende der 80er/Anfang der 90er war das auch bei uns ein Weg das Auto aufzupeppen. Da der Wagen da bereits verhältnismäßig alt war, war es auch kein Schmerz die Armaturentafel aufzusägen.

Weil Gridley eine ländliche Gemeinde ist – hatte im Jahr 2000 rund 5000 Einwohner – leben Mensch und Maus nebeneinander. Es gibt viele große Seen, weshalb der junge Mann gern mit seinen Kumpels Angeln geht. So landet später auch der Angelhaken im Kofferraum.


Nach weiteren gemeinsamen Jahren wird der Camaro nicht mehr geliebt und unter einem Walnussbaum abgestellt. Irgendwie kommt die Maus an die alte Rechnung und richtet sich häuslich ein. Zwischenzeitlich fehlt die Motorhaube, der silberne Grill ist auch gebrochen und herabfallende Walnüsse landen in allen möglichen und unmöglichen Ecken und Hohlräumen der Karosserie. Die Innenausstattung ist komplett Schrott.

Da steht er nun einige viele Jahre, rottet vor sich hin und wird dann von einem Typ aus Marysville nahe Yuba City, also nur rund 30 km entfernt gekauft. Vielleicht kennt man sich sogar, mag einer der Angelkumpels gewesen sein.

Das war dann der Mr. Cooper, der den Camaro 2012 für seine Frau Cecilia Rena aufbauen will.

3. Station: Die Coopers

Mr. Cooper restauriert den Camaro und steckt dabei rund 10000 USD rein. Kauft eine neue Motorhaube, einen schwarzen Grill und lässt alles neu lackieren. On Top kommt ein neues Vinyldach, jetzt in schwarz. Es werden neue Reifen, noch mal ein neues Radio – diesmal mit CD – sowie die gesamte Innenausstattung – jetzt auch schwarz – angeschafft. Unser Mr. Cooper mag es sportlich – er ist auch selbst in jungen Jahren lange Rennfahrer gewesen – findet, dass der Camaro eine optische Verbesserung nötig hat uns lässt die schwarzen Streifen lackieren. Außerdem komme alle Symbole ab, an deren Stelle werden Z/28-Embleme und neue runde Außenspiegel montiert.

In vier Jahren fahren die Coopers nicht sehr viel mit dem Wagen. Mrs. Cooper möchten jetzt gern ein Boot. Wir erinnern uns, es gibt viele Seen in der Region. Also wird der Karren bei ebay angeboten. Der holländische Händler und Selbstimporteur Dennis fahrt nach Yuba City und unterhält sich ausgiebig mit den Coopers. Schließlich wird der Wagen gekauft, ob offiziell ersteigert oder aus der Auktion genommen, wissen wir nicht.

4. Station: Deutschland

Der Holländer verschiebt den Bock gleich wieder an einen Händler im Raum Minden in der Mitte Deutschlands, der den Camaro eigentlich selbst für sich aufbauen will, sagte er. Sein Handel mit US-Cars und Oldtimern trägt auch im Logo einen ’69 Camaro. Weil er aber gerade ein neues Firmendomizil bezogen hat (das stimmt), muss alles raus und dazu gehört auch der Camaro.

So landet er schließlich bei einem Kerl aus Magdeburg. Den Rest kennen wir.


Farbstationen

Mittlerweile sind wir bei Lack Nummer 5 angekommen. Das Lackleben zusammengefasst:

  1. Grau als Grundierung von Chevy Original #1
  2. Rot > Chevy Original #1
  3. Braun > Grundierung #2
  4. Orange > für die Tochter der Familie #2
  5. Dünn Braun/Grau > Grundierung #3
  6. Orange > vom jungen Mann aus Gridley #3
  7. Weißer Füller > Grundierung #4
  8. Rot > von den Coopers #4
  9. Graue Grundierung > #5 (nicht auf den Bildern)
  10. Rot > von der Lackwelt für mich #5 (nicht auf den Bildern)

Um einen brauchbaren Aufbau und eine glatte Oberfläche zu bekommen, schleift die Lackwelt alle Flächen weit herunter.

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