1969

Details und Unterschiede des Modelljahres

Veröffentlicht am 3. April 2021
Aktualisiert am 17. März 2024

Allgemeines

Das neue Modelljahr hatte deutlich sichtbare optische Überarbeitungen, wobei die Motorhaube, die Kofferraumklappe und das Dach unverändert blieben. Die 1969 Modelle sind durch die Karosserieveränderungen etwas länger und breiter. Sie können deutlich von den beiden vorhergehenden Baujahren unterschieden werden.

Die Karosserie erhielt seitlich an den Kotflügeln stark ausgeprägte Kanten. In das Blech der Seitenwand vor den Hinterrädern wurde ein „Lamellen“-Abdruck gepresst, ähnlich Haifischkiemen. Bei den Optionen RPO1 Z21 und Z22 wird dieser zusätzlich mit einer Chromblende überlagert. Der Kühlergrill wurde in einer nach hinten fliehenden V-Form gestylt und der Randbereich des Grills in Wagenfarbe lackiert, die Scheinwerfer treten deutlich hervor. Bei den SuperSport-Modellen und dem Z/28 ist das Gitter des Grills schwarz, die Basismodelle haben ein silbernes Gitter in der gleichen Farbe wie die Scheinwerferringe. Die Front erscheint aggressiver. Die Blink-Standleuchten-Kombination wanderte in die Frontschürze.

Optional konnte die Frontstoßstange in Wagenfarbe bestellt werden. Diese Option beinhaltete eine leicht anders geformte Stoßstange mit anderen Halterungen, die sie näher an die Karosserie bringt. Sowie eine, von ChevroletEndura“ genannte, hartgummiähnliche Beschichtung, die in Wagenfarbe lackiert wurde. Die Front bekam dadurch ein moderneres Aussehen.

Die bisher dem SS396 vorbehaltenen angedeuteten Lüftungsattrappen mit je vier quadratischen Öffnungen bekamen alle SS-Modelle. Optional konnte die „Cowl-Induction“-Haube als RPO ZL2 für die SS-Varianten und den Z/28 geordert werden. Bei den „COPOs“ war sie Serie. Bei dieser Haube öffnet beim Beschleunigen der im Vergaser entstehende Unterdruck mittels einer Vakuumleitung eine Klappe, um kalte Luft vor der Windschutzscheibe in den Luftfilter zu leiten. Bei hoher Geschwindigkeit wird diese Luft regelrecht in den Luftfilter gepresst. Es sollte eine Leistungssteigerung erreicht werden. Die „Cowl-Induction“-Haube wurde zusätzlich auch als Fiberglasausführung beim Chevrolet-Händler angeboten. Der willige Kunde konnte sie dort erwerben und selbst montieren.

Auch die Rücklichter wurden neugestaltet und waren mit drei statt zwei Kammern ausgestattet. Bei den Z21- und Z22-Optionen sind die senkrechten Streben mit einer Chromleiste versehen. Auch hier können Basis- und RS-Modelle unterschieden werden, bei denen die Chromstrebe wiederum waagerecht verläuft.

Der Tankeinfüllstutzen, welcher bei den vorangegangenen Modelljahren als ein Emblem zwischen den Rückleuchten angeordnet ist, wurde hinter das Kennzeichen unter die Stoßstange verlagert. Dies erfolgte auch im Hinblick auf den Unfallschutz. Beim 1967 und 1968 wird der Tankstutzen noch durch den Kofferraum geführt und konnte so bei einem Heckaufprall beschädigt werden. Es bestand dann die Gefahr, dass Benzin austrat und sich im Kofferraum entzündete. Beim 1969 wurde die Gefahr deutlich gemindert, da der Tank keine Verbindung mehr in den Innenraum hatte.

Die Cowl Tag oder Trim Tag2 genannte Plakette mit den wesentlichen Angaben zum Fahrzeug, wie Montagezeitpunkt und Grundversion sowie dessen Ausstattung, wie Farben und Sitze erhielt eine andere Codierung.

1969 gab es eine größere Farbauswahl. 20 Lackfarben waren verfügbar, hinzu kam auch die Möglichkeit den Seitenschwellerbereich sowie das Dach farblich mit einer Akzentfarbe abzusetzen. Hier waren zusätzlich sechs Optionen wählbar. Im Innenraum waren nur noch sechs Farben wählbar, einschließlich des „Houndstooth“ gab es für innen und außen 67 Farbkombinationen. 1969 entfiel die Möglichkeit der Wahl einer vorderen Sitzbank komplett. Obwohl der Camaro als 2+2-sitziges Coupé oder Cabriolet ausgewiesen ist, war es möglich, dass beim Händler ein zusätzlicher mittleren Beckengurt bestellt werden konnte.

Im Innenraum gab es ein überarbeitetes Armaturenbrett und komfortablere Sitze mit Kopfstützen als Standard. Das Armaturenbrett hatte nun quadratische statt bisher runder Geschwindigkeitsanzeige und Drehzahlmesser bzw. Tankanzeige. Die Maserung des Holzimitats wechselte auf Palisander. Das Zündschloss, welches vorher im Armaturenbrett saß, wurde in die Lenksäule verlegt. Damit erhielt der Camaro erstmals eine Lenkradsperre, wie es inzwischen bei GM üblichen war. Die „Astro-Ventilation“ wurde um regelbare Luftauslässe in der seitlichen Verkleidung im Fahrer- und Beifahrerfußraum ergänzt. Die Regelung des Luftvolumen erfolgt getrennt für oben und unten jeweils mittels eines Schieberegler in der äußeren Fußraumverkleidung. Die als Extra verfügbare Mittelkonsole des 1968 Modells wurde unverändert übernommen.

Zum Beginn des Jahres 1969 wurde der 210 brutto SAE-HP starke 5,4-Liter-Motor (327 in3) gegen einen neuen 5,0-Liter-Motor (307 in3) mit 200 brutto SAE-HP getauscht. Der neue Motor hatte, als Vorbereitung auf bleifreies Benzin u. a. eine geringere Verdichtung. Das 3-stufige TH 350-Automatikgetriebe ersetzte die bei Dragracern beliebte 2-stufige Powerglide-Automatik. Es gab einen Warnton, der bei eingestecktem Zündschlüssel und geöffneter Tür erklingt. Heute noch bei Mercedes zu finden, bietet der Camaro ebenfalls eine Fußfeststellbremse und einen T-Griff zum Lösen. Die Betätigung des Fernlichts erfolgt mittels Fußschalter.

Ab 1969 bekamen alle Versionen mit den 12-Schrauben-Differentialen und alle Fahrzeuge mit 5,7-Liter-Motor (350 in3) eine Mehrfachblattfeder. Die Auslegung der 5-lagigen Feder war am Ende eine Entscheidung des Fahrzeuggewichtes und wurde mit einem Computer berechnet, welches je nach gewählten Optionen (z. B. Klimaanlage oder Servolenkung) für jedes Fahrzeug individuell variiert. Fahrzeuge mit den Sechszylinderreihenmotoren oder dem 5,0-Liter- (307 in3) sowie dem 5,4-Liter-Motor (327 in3) behielten die Einfachfeder an der Hinterachse.

SS-Option

Die Option für die Bestellung des SS erhielt nun den Bestellcode RPO Z27. Der 5,7-Liter-Motor (350 in3) hatte jetzt 300 brutto SAE-HP. Auch die Big-Blocks waren weiterhin verfügbar. Eine Steigerung war noch mit den COPO-Varianten möglich.

Der schwarz abgesetzte Heckbereich um die Rückleuchten war nicht mehr nur den 396ern vorbehalten, ihn hatten alle SS-Varianten.

RS-Option

Die RS-Front wurde ebenfalls komplett überarbeitet und neugestaltet. Die Klappen der Scheinwerfer haben drei transparente Streifen bekommen und sind, wie auch der Rand des Grills, nun in Wagenfarbe lackiert. Der eigentliche Grill erhielt eine ovale Form und ist in schwarz gehalten. Durch diesen Design verliert der Grill die extreme V-Form und wird grundsätzlich flacher. Die Rückleuchten der RS-Modelle erhielten eine waagerechte Chromstrebe, die o. g. Basis zwei senkrechte Streben. Beim RS sitzen die Rückfahrscheinwerfer in die Heckschürze.

Z/28

Für den Z/28 des Modelljahres 1969 gab es keine tiefgreifenden Änderungen. Dem 1969 wurde ein neuer Schalthebel von Hurst Performance spendiert. Der Motor wurde unverändert beibehalten, die Ausstattung nicht geändert. Wie weiter oben beschrieben, konnte nun die Cowl-Induction-Haube bestellt werden. Es wurden 20.302 Fahrzeuge ausgeliefert. Auf den Straßen sind jedoch deutlich mehr Z/28 zu zählen. Die Basismodelle wurden und werden sehr gern mit den Emblemen des Z/28 wie auch der SS-Varianten versehen und als sogenannte „Clone“3 oder „Tributecars“ bewegt. Heute zählt der Z/28 zu den begehrtesten und gesuchtesten Fahrzeugen, gute Modelle werden auf einschlägigen Portalen und bei Auktionen um die 80.000 EUR gehandelt.

COPO4 Camaro und ZL-1

Die große Neuigkeit für 1969 war die Verfügbarkeit eines 7-Liter-V8-Motors mit 425 brutto SAE-HP. Der COPO Camaro wurde in begrenzter Stückzahl unter Verwendung der speziellen Central Office Production Orders No. 9561 und No. 9560 hergestellt.

Der COPO 9561 war ein einfaches Camaro-Sportcoupé, das vom Händler mit einem 427 Kubikzoll-Gussblock umgebaut wurde. Chevrolet lieferte die Autos mit dem Motor in einer Holzkiste, komplettiert wurden sie erst von den Händlern. Es wurde 1015 COPO 9561 von GM hergestellt und an Händler geliefert, darunter 201 an Yenko Chevrolet. Die ersten Autos wurden von Autohäusern umgebaut, eines der bekanntesten war der so entstandene Yenko Camaro 427.

Konzept vom ZL-1

In den Schatten gestellt wurden diese modifizierten Camaro durch den ZL-1 von Chevrolet, speziell entworfen zur Teilnahme an „NHRA Super Stock“-Rennen. Grundlage war ein SS mit 6,5-Liter-V8-Motor und 375 brutto SAE-HP, der mit Sportfahrwerk, Scheibenbremsen vorn und einem verstärkten 4-Gang-Getriebe ausgestattet wurde.

Die von Gibb Chevrolet bestellten COPO 9560er wurden über das spezielle Bestellsystem beschafft, das für den Bau der Hochleistungsmodelle erforderlich ist. Dieser COPO Camaro wurde mit einem exotischen Aluminium-Block ebenfalls als 427-Motor mit 425 Pferdestärken gebaut und ist als ZL-1 bekannt. Die Leistung wurde im Zulassungsschein mit 430 brutto SAE-HP angegeben. Einige – speziell für den Renneinsatz konzipierte – Motoren erreichten sogar bis zu 580 brutto SAE-HP. Es dürfte sich damit um den leistungsstärksten Motor handeln, der von Chevrolet im Handel angeboten wurde.

Erreicht wurden solche hohen Werte durch Maßnahmen wie die Kompressionssteigerung (von damals üblichen 8,5 : 1–10,5 : 1) auf 12,5 : 1.

Diese Leistung hatte ihren Preis: der ZL-1 kostete für die damalige Zeit hohe 7269 US-Dollar (Preis heute etwa 43.100 EUR) und damit etwa doppelt so viel wie der zugrundeliegende SS Camaro, allein der Motor kostete 4160 US-Dollar (heute etwa 24.600 EUR).

Das erste Paar in Dusk Blue verließ das Werk Norwood am 30. Dezember 1968 und wurden dem Händler Fred Gibb in La Harpe, Illinois geliefert. Durch den hohen Preis waren die Autos schwer absetzbar und der Verkauf dauerte bis Anfang der Siebziger. Für die Rennen war eine Mindestproduktion von 50 Autos vorgeschrieben, Chevrolet produzierte 69 Einheiten, 47 mit einer manuellen 4-Gang-Schaltung, die restlichen 22 mit einer Turbo-Hydromatic-400-Automatik (im Drag-Racing durfte man nur mit Automat antreten).

Aufgrund seiner Besonderheiten und der geringen Stückzahl hat der ZL-1 heute einen hohen Sammlerwert. Fahrzeuge erzielen bei Auktionen Preise von 300.000 bis 500.000 US-Dollar. Am 11. Januar 2018 wurde bei der Mecum Auktion in Kissimmee in Florida zwei originale und restaurierte ZL-1 als Paar, bestehend aus der Nr. 30 in Hugger Orange und der Nr. 18 in Dusk Blue, verkauft. Die Auktion (LOT T150) schloss mit einem Komplettpreis von 1.210.000 US-Dollar.

Abgesehen von den 201 Yenko-Aufträgen und 69 ZL-1, die veröffentlicht wurden, produzierte Chevrolet bis 2011 keine weiteren COPO-Camaros.

Preise

Der Listenpreis bezieht sich auf die jeweils kleinste Motorisierung ohne weitere Optionen.

(In der dritten Spalte die gerundeten Preise nach Bereinigung der Inflation (mit Stand 2021) und Umrechnung zum Wechselkurs von USD in EURO.)

Zur Verdeutlichung des Niveaus sei erwähnt, dass das amerikanische Durchschnittseinkommen in den 1960ern rund 6.000 USD pro Jahr betrug. In Deutschland beträgt das Einkommen im Mittel 55.000 EUR (Stand 2021).

TypPreis 1969Preis 2021
Coupé R6USD 2.638EUR 15.600
Cabriolet R6USD 2.852EUR 16.900
Coupé V8USD 2.727EUR 16.200
Cabriolet V8USD 2.941EUR 17.400
Wichtigsten Optionen:
Z22 = Rally Sport PaketUSD 125EUR 700
Z27 = Super Sport Paket mit L48 5,7 LiterUSD 281EUR 1.700
Z28 = Special Performance Paket mit Z28 4,9 LiterUSD 435EUR 2.600

Anmerkungen

  1. RPO steht für Regular Production Option, welches die Bestellcodes für die einzelnen Modellvarianten und aufpreispflichtige Extraausstattungen beschrieben. Auch Entfallpositionen konnten mit RPOs gewählt werden. ↩︎
  2. TrimTag oder CowlTag ist eine, an der Karosserie (vorzugsweise im Motor- oder Kofferraum), angenietete Blechmarke (in neueren Zeiten auch ein Aufkleber), die einen Ausstattungscode des Fahrzeuges enthält. Darauf sind Modellabhängig z. B. Karosserieform, Motorisierung, Ausstattung, Farbe und Extras codiert. ↩︎
  3. Clone“ sind Fahrzeuge, welche einem bestimmten Model oder einer Ausstattungslinie nachempfunden werden. Bei Chevrolet werden sämtliche Ausführungen „SS“ = Super Sport, „RS“ = Rally Sport oder „Z/28“ kopiert. Bei Clonen werden äußere Karosseriedetails, wie Motorhauben, Scheinwerfer, Räder und Embleme, selbst das Armaturenbrett und die Sitze montiert. Das Ganze geht soweit, dass auch Motoren und Getriebe verpflanzt werden (nennt man „swapping“). Teilweise sind die „Fälschungen“ so gut gemacht, dass man die Fahrzeuge auf den ersten Blick nicht entlarvt. Erst die Fahrgestellnummer oder andere Details geben Aufschluss. ↩︎
  4. Die Central Office Purchase Order kurz COPO war für Bestellung von Flottenfahrzeugen wie z. B. für Behörden, Polizei oder Taxiunternehmen gedacht. Der Besteller konnte hier eine große Fahrzeuganzahl ordern, diese wiederum mit bestimmten Ausstattungsmerkmalen kombiniert waren, welche im normalen Bestellvorgang nicht wählbar waren. Beim COPO-System war die Kombination von stärkeren Federungen oder leistungsstärkeren Motoren oder besseren Bremssystemen möglich. Auch die Wahl von Sonder-Lackierungen für Polizeifahrzeuge und Taxis war möglich. ↩︎