Nicht-US-Camaros

Hintergründe und Infos zu im Ausland montierten Camaros

Veröffentlicht am 22. November 2024
Aktualisiert am 30. November 2024

Allgemeines

Die Chevrolet Camaros der ersten Generation wurden überwiegend in den USA produziert, doch es gab auch eine limitierte Fertigung im Ausland, die speziell auf Märkte außerhalb Nordamerikas ausgerichtet war. So wurden beispielsweise in Kanada Camaros im Werk in Oshawa, Ontario montiert. Diese Modelle entsprachen weitgehend den US-Versionen, wiesen jedoch teilweise unterschiedliche Fahrzeug-Identifikationsnummern (VIN) und leicht angepasste Ausstattungen auf. Kanadische Camaros wurden auch in andere Länder exportiert.

Für Märkte mit hohen Einfuhrzöllen, wie Australien, Neuseeland und Südafrika, nutzte General Motors sogenannte CKD-Kits (Completely Knocked Down Kits). Diese Sets umfassten alle notwendigen Teile, um die Fahrzeuge vor Ort zusammenzubauen. Häufig wurden dabei lokale Komponenten wie Reifen oder Batterien ergänzt, um Zollkosten zu reduzieren.

In Australien wurden Camaros in den späten 1960er Jahren von General Motors Holden montiert. Dabei war eine Umrüstung auf Rechtslenker erforderlich, da Linkslenker-Fahrzeuge dort nicht zugelassen waren. Auch in Südafrika wurden CKD-Kits genutzt, und die Montage erfolgte lokal mit geringfügigen Anpassungen. Diese umfassten unter anderem veränderte Innenausstattungen oder Abgasanlagen, die den regionalen Anforderungen entsprachen.

Einige Camaros gelangten auch nach Europa, hauptsächlich aus den USA oder Kanada. Diese Fahrzeuge mussten häufig nachträglich modifiziert werden, um europäischen Vorschriften zu genügen. Änderungen betrafen etwa die Beleuchtung, Blinker sowie Sicherheitsausstattung oder die Instrumentierung, beispielsweise die Umstellung des Tachometers auf Kilometer pro Stunde. Die Auslandsversionen der Camaros zeichneten sich durch länderspezifische Anpassungen aus.

Durch die globale Strategie von GM Overseas Operations (GMOO) wurden Fahrzeuge in Werken rund um den Globus montiert – von Belgien und der Schweiz bis nach Venezuela, Peru und den Philippinen.

Ein wichtiger Aspekt der Arbeit von GMOO war die Vermeidung von Importzöllen. Durch die Montage der Fahrzeuge vor Ort, beispielsweise in den CKD-Fabriken, konnten hohe Einfuhrzölle und andere Handelsbarrieren umgangen werden. Dies machte Modelle wie den Camaro für lokale Märkte erschwinglicher und wettbewerbsfähiger.

Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt lag auf der Nutzung lokaler Ressourcen. So setzten die Werke häufig auf inländische Komponenten wie Reifen, Batterien oder Glas. Diese Strategien ermöglichten es GM, eine stärkere Präsenz auf internationalen Märkten aufzubauen und die Fahrzeuge gezielt an lokale Gegebenheiten anzupassen.

Prospekt der durch GM Overseas Operations im Ausland verfügbaren Marken

Einige CKD-Autos wurden in nahe gelegene Länder exportiert – Antwerpen schickte beispielsweise Autos nach Deutschland. Aber die meisten Länder ohne CKD-Werk importierten die meisten/alle ihrer Camaros aus den USA. GM International in Kopenhagen importierte Autos aus den USA nach Dänemark. Obwohl Chile und Frankreich in einem Nachbarland ein CKD-Werk haben, importierten sie Autos auch aus den USA. Nach Schweden wurden über 200 Autos importiert, wohingegen nur wenige nach Japan gelangten. GM Limited importierte Autos für den britischen Markt, es ist nicht bekannt, ob diese nur aus den USA oder auch aus Antwerpen kamen. Es wurden keine 67-69er Camaros von GM nach Australien exportiert (aufgrund der Rechtslenker-Vorschrift), aber einige wurden importiert und von privaten Unternehmen umgebaut.

Im Jahr 1967 wurden insgesamt 4991 Camaros in andere Länder als Kanada exportiert.

Wichtige Werke und ihre Funktionen

GM Continental

(Antwerpen, Belgien)

  • In Antwerpen wurden Camaros für den europäischen Markt montiert.
  • Fahrzeuge kamen als CKD-Kits (Completely Knocked Down Kits) aus den USA oder Kanada.
  • Eines der einzigartigen Merkmale, das vom Antwerpener Werk installiert wurde, waren Schiebedächer. Wenn Schiebedächer eingebaut wurden, wurde ein Vinyldachbezug installiert (um Verzerrungen in der Dachfläche zu verbergen).
Typenschild eines 1968 Camaro aus Antwerpen

Lokale Anpassungen

  • Tachometer und Instrumentierung: Umstellung von Meilen pro Stunde (mph) auf Kilometer pro Stunde (km/h) bei europäischen Modellen.
  • Beleuchtung: Einbau von größeren und helleren Blinkern (oft in Gelb) nach europäischen Standards. Zusätzliche Rückstrahler am Heck (teilweise vorgeschrieben).
  • Abgasanlage: Teilweise modifizierte oder restriktivere Abgasnormen.
  • Motorisierung: Einige Modelle hatten kleinere Motoren oder geringere Kompression, um die hohen Treibstoffkosten und Steuerklassen zu berücksichtigen.
  • Korrosionsschutz: Zusätzliche Rostschutzmaßnahmen, insbesondere bei Modellen, die für den nordischen Markt gedacht waren.

Die in Antwerpen gebauten Autos hatten entweder den L26 Sechszylinder-Reihenmotor mit 140 brutto SAE-HP oder einen 5,4-Liter-Motor (327 in3) – offenbar verwendeten die 1967er Autos den LF7 mit 5,4 Liter (327 in3) mit 210 brutto SAE-HP starken Motor und die 68er Autos den L30 mit ebenfalls 5,4 Liter (327 in3), allerdings mit 275 brutto SAE-HP. Die Getriebe waren entweder die Powerglide-Automatik oder das 4-Gang-Schaltgetriebe. Sie waren gut ausgestattet und verfügten häufig über Scheibenbremsen, Servolenkung, Mittelkonsole, Heckscheibenheizung, einen umklappbaren Rücksitz und das Deluxe-Interieur.

Das belgische Werk hat die in den USA produzierten 1967er bis 1969er Camaros für den europäischen Markt homologiert, indem es Markierungsleuchten und Sicherheitsgurte nach europäischer Spezifikation sowie weitere europäische Anforderungen hinzugefügte. 1967 homologierte Fahrzeuge erhielten eine Antwerpener Fahrgestellnummer. Bei den 1968er und 1969er Fahrzeugen, die homologiert wurden, wurden Antwerpener Typenschilder zusätzlich zur US-Fahrgestellnummer montiert. Wenn der Wagen für den Verkauf in Deutschland bestimmt war, wurde in Antwerpen ein deutsches Homologationsschild an der Spritzwand angebracht. Am Ende des Modelljahrs 1968 endete die Produktion von Chevrolet in Antwerpen, die 69er Fahrzeuge wurden direkt aus den USA importiert.

General Motors Suisse

(Biel/Bienne, Schweiz)

  • Das Werk in Biel war ein wichtiger Montageort für Camaros, die in die Schweiz und Nachbarländer exportiert wurden.
  • Schweizer Vorschriften führten zu spezifischen Anpassungen, wie emissionsärmeren Motoren oder anderen Abgasanlagen, Reflektoren oder Beleuchtungseinrichtungen.

Lokale Anpassungen

  • Premiumausstattung: Die Schweizer Modelle hatten häufig hochwertigere Innenausstattungen und technische Besonderheiten (z. B. verbesserte Heizungen für alpine Regionen). Einige Schweizer Fahrzeuge wurden mit luxuriöserem Interieur ausgeliefert, da sie oft als hochpreisige Importe galten.
  • Die in der Schweiz gebauten Camaros waren nicht mit dem Dreigang-Schaltgetriebe erhältlich und hatten serienmäßig eine Differentialsperre.

Bei den 1967 in der Schweiz montierten Autos handelte es sich allesamt um Coupés mit dem 4,6 Liter (283 in3) großen V8-Motor, der 198 brutto SAE-HP leistete. Dieser kleinste GM-Motor war bei den in den USA gebauten Camaros nicht verfügbar. Im Jahr 1968 wurde der 5,4-Liter-Motor (327 in3) mit 210 brutto SAE-HP verwendet, der SS350 mit dem L48-Motor war ebenfalls erhältlich. Als Getriebe fanden entweder die Powerglide-Automatik oder ein manuelles 4-Gang-Getriebe Verwendung. Die meisten Autos hatten Optionen wie elektrische Fensterheber, Heckscheibenheizung, Mittelkonsole, Scheibenbremsen mit Bremskraftverstärker, Servolenkung und das Deluxe-Interieur. Einige sonst zusätzliche Sicherheitsausrüstungen waren ebenfalls serienmäßig.

Im Jahr 1967 wurden 211 Fahrzeuge produziert, für die Folgejahre kann die Anzahl nicht bestimmt werden, es waren 1968 aber mindestens 80 Fahrzeuge.

Ehemaliges Verwaltungsgebäude von GM Suisse in Biel

GM Venezolana

(Caracas, Venezuela)

  • In Venezuela wurden Fahrzeuge für den südamerikanischen Markt gebaut.
  • Anpassungen betrafen häufig Motorisierungen, da kleinere Hubräume in vielen südamerikanischen Ländern steuerlich bevorzugt wurden.
Eingang zum GM Werk in Caracas

Lokale Anpassungen

  • Abgasnormen: Anpassung an lokale Kraftstoffqualitäten und weniger strikte Abgasvorschriften im Vergleich zu den.
  • Tropentauglichkeit: Fahrzeuge wurden mit verstärkten Kühlsystemen für tropische Klimazonen ausgestattet.
  • Lackierung: Tropentaugliche Lackierungen, um hohe Luftfeuchtigkeit und intensive Sonneneinstrahlung besser zu verkraften.

Die 68er Camaros verwendeten den L30-Motor (327 in3 mit 275 brutto SAE-HP), während die 69er den LM1 mit 350 in3 verwendeten, der im Laufe des Modelljahres durch den L65 350 ersetzt wurde.

Die Autos waren ziemlich gut ausgestattet mit Rally Sport, Servolenkung, Servobremsen, Konsole, Uhr und HD-Kühler. Es gab eine Auswahl zwischen Automatik- und 4-Gang-Schaltgetriebe.

Es wird angenommen, dass die Autos mit Automatik auch Klimaanlage und elektrische Fensterheber hatten.

GM del Peru

(Lima, Peru)

  • Das Werk in Peru diente der Versorgung des peruanischen Marktes und benachbarter Länder.
  • Auch hier kamen CKD-Kits zum Einsatz, die lokal montiert und teilweise modifiziert wurden.

Lokale Anpassungen

  • Einfachere Ausstattung: Fahrzeuge waren oft weniger luxuriös ausgestattet, um den Preis für den lokalen Markt zu senken. Geringerer Einsatz von Chrom und schlichtere Innenausstattungen.
  • Fahrwerk: Anpassungen an schlechte Straßenverhältnisse (z. B. stärkere Stoßdämpfer oder Federn).
Presseinformation von GM del Peru zur Einführung von GM-Modellen und der Verlosung eines 1967 Camaro an GM-Kunden

Yutivo Fabrik

(Manila, Philippinen)

  • Die Yutivo Sons Hardware Company war GMs Partner auf den Philippinen.
  • Yutivo montierte Camaros aus CKD-Kits und war für die Umstellung auf Rechtslenker verantwortlich, da in den Philippinen Linksverkehr herrscht.
Verwaltungsgebäude der Yutivo Sons Hardware Company in Manila

Lokale Anpassungen

  • Rechtslenker-Konvertierungen: Fahrzeuge wurden speziell für den Linksverkehr umgebaut, einschließlich:
    • Umbau des Lenkgetriebes und der Armaturen.
  • Beleuchtung: Es wurden lokale Scheinwerfer und Blinker verbaut, um philippinischen Vorschriften zu entsprechen.
  • Korrosionsschutz: Verstärkte Rostschutzmaßnahmen aufgrund der feuchten tropischen Bedingungen.
  • Einfache Ausstattung: Weniger luxuriöse Versionen, um Kosten für den philippinischen Markt zu senken.

Das Yutivo-Werk in Manila war seit 1953 ein Franchise-Montagebetrieb für GM-Fahrzeuge, gehörte jedoch nicht zum GM-Konzern.

Alle Yutivo-Fahrzeuge hatten den Sechszylinder-L22 mit 155 brutto SAE-HP und die Wahl zwischen einem Dreigang-Schaltgetriebe oder einem Zweigang-Automatikgetriebe.

Sie hatten auch getönte Scheiben, Uhren und Konsolen.


Fazit

Die Anpassungen der Camaros in diesen Werken waren maßgeblich, um lokale Vorschriften, klimatische Anforderungen und Marktpräferenzen zu erfüllen. Jedes Werk hinterließ seine eigene „Signatur“ auf den Fahrzeugen, was diese Modelle heute interessant macht.

Die GM Overseas Operations (GMOO), die einst für die Expansion und Koordination von General Motors außerhalb der USA und Kanadas verantwortlich waren, existieren in ihrer ursprünglichen Form nicht mehr. Im Laufe der Jahre hat General Motors seine internationalen Geschäftsbereiche restrukturiert und neu organisiert. Aktuell operiert GM in verschiedenen globalen Märkten durch spezifische regionale Einheiten und Partnerschaften, die auf die jeweiligen Marktanforderungen zugeschnitten sind.