GMs Fisher Body Company und das Werk Norwood

Geschichte und Entwicklung des Unternehmens und Details vom Herstellungswerk in Norwood

Veröffentlicht am 15. Mai 2022
Aktualisiert am 6. Dezember 2024

Inhalt

Allgemeines zur Fisher Body Company

Body by Fisher“ war ein bekanntes Markenzeichen der Fisher Body Division von General Motors (GM), das für die Herstellung von hochwertigen Automobilkarosserien verantwortlich war. Fisher Body wurde 1908 gegründet und war bekannt für seine exzellente Handwerkskunst und die hochwertige Fertigung von Karosserien, die besonders im Luxussegment geschätzt wurden. General Motors übernahm das Unternehmen 1919 vollständig.

Das Werk in Norwood spielte eine Schlüsselrolle bei der Produktion vieler GM-Modelle.

Was zeichnet „Body by Fisher“ aus?

  1. Qualität und Handwerkskunst: Fisher Body war bekannt für die robuste Konstruktion und detailreiche Verarbeitung von Automobilkarosserien. Der berühmte „Body by Fisher“-Schriftzug auf dem Türschweller vieler GM-Fahrzeuge war ein Qualitätssiegel, das für Langlebigkeit und Sicherheit stand.
  2. Innovationen: Fisher Body war federführend bei der Entwicklung von innovativen Fertigungstechniken und Sicherheitsmerkmalen. Eine der bedeutendsten Innovationen war die Einführung der „Turret Top“ in den 1930er Jahren – die erste serienmäßige Ganzstahlkarosserie ohne separates Dach, was die Stabilität und Sicherheit der Fahrzeuge stark verbesserte.
  3. Luxus und Ästhetik: Fisher war besonders in der Luxusautofertigung aktiv, wo Ästhetik eine große Rolle spielte. Die Karosserien zeichneten sich durch elegante Designs und Komfortfeatures aus, die in den Fahrzeugen von Marken wie Cadillac und Buick Verwendung fanden.
  4. Diversifizierung der Produktion: Im Laufe der Jahre baute Fisher Body seine Expertise auch in anderen Bereichen aus. Neben den Karosserien für Autos waren sie auch in der Produktion von Flugzeugkomponenten während des Zweiten Weltkriegs aktiv.

Entwicklungen von Fisher

  • Ganzstahlkarosserie: Fisher Body war einer der Vorreiter bei der Entwicklung und Produktion von Ganzstahlkarosserien. Diese ersetzten die traditionellen Holz- und Stahl-Kombinationen.
  • Geräusch- und Vibrationsreduktion: Sie entwickelten Techniken und Materialien zur Reduktion von Fahrgeräuschen und Vibrationen.
  • Ergonomische Innenräume: Fisher Body legte großen Wert auf komfortable und ästhetische Innenräume. Sie führten Standards ein, die Funktionalität, Komfort und Design kombinierten, einschließlich der besseren Platzierung von Sitzen und Instrumenten.
  • Individuelle Anpassung: In den frühen Jahren war Fisher Body bekannt für die Fertigung von maßgeschneiderten Karosserien für Luxusautos. Dies half Automarken, sich durch individuelles Design zu differenzieren.
  • Verwendung von Verbundwerkstoffen: Fisher experimentierte früh mit Verbundwerkstoffen, um leichtere und dennoch robuste Fahrzeugteile herzustellen.
  • Kurbelfenster: Fisher Body führte die Entwicklung von Kurbelfenstern ein, die es Fahrern und Passagieren ermöglichten, Fenster durch Drehen einer Kurbel bequem zu öffnen und zu schließen. 
  • Nach hinten geneigte Windschutzscheiben: Sie entwickelten Windschutzscheiben mit einer Neigung nach hinten, um die Aerodynamik zu verbessern und Blendungen durch Sonnenlicht zu reduzieren. 
  • Entspiegeltes Glas: Fisher Body war Vorreiter bei der Einführung von entspiegeltem Glas in Fahrzeugen, was die Sichtbarkeit für Fahrer und Passagiere erhöhte. 
  • „No-Draft“-Belüftungssystem: Dieses System, auch als Ventiplanes bekannt, ermöglichte eine effektive Belüftung des Fahrzeugs, ohne dass Zugluft entstand. 
  • Einführung des „Turret Top“: Fisher Body entwickelte das erste einteilige Stahldach, bekannt als „Turret Top“, das die strukturelle Integrität und Sicherheit von Fahrzeugen erhöhte.

Historische Bedeutung

Body by Fisher“ prägte die Automobilgeschichte der USA maßgeblich. Ab den 1920er Jahren, als GM Fisher Body übernahm, wurden jährlich Millionen von Fahrzeugkarosserien in Fisher-Werken, darunter auch das berühmte Werk in Norwood, Ohio, produziert. Die Marke stand fast sechs Jahrzehnte lang für exzellente Fahrzeugqualität, bis GM 1984 die Fisher Body Division integrierte und den Namen allmählich auslaufen ließ.

Insgesamt ist der Name „Body by Fisher“ noch heute ein Synonym für klassische amerikanische Automobilbaukunst und wird von Oldtimer-Enthusiasten und Sammlern hoch geschätzt.

Artikel

Folgend kann durch einen Artikel aus der Chrom und Flammen über die Fisher Body Co. geblättert werden.

Chrom und Flammen

Quelle: WWW

Fertigungswerk Norwood

Das Fisher Body Werk in Norwood, Ohio, war ein bedeutender Standort für die Produktion von Automobilkarosserien, insbesondere für General Motors. Das Werk wurde 1923 gegründet und war Teil der Fishers Body Division im General Motors-Konzern, die Karosserien für GM-Fahrzeuge herstellte. Es spielte eine Schlüsselrolle bei der Herstellung von Karosserien für Marken wie Chevrolet, Pontiac und Oldsmobile. Die Fabrik war ein wichtiger Arbeitgeber in der Region und ein Symbol der amerikanischen Automobilindustrie. Allerdings kam es in den 1970er und 1980er Jahren zu wirtschaftlichen Herausforderungen, was letztlich 1987 zur Schließung des Werks führte. Der Standort Norwood war in seiner Blütezeit eine der größten Karosserieproduktionsstätten der Welt.

Entwicklung des Werks

Das Werk wurde kontinuierlich erweitert, um die steigende Nachfrage nach Karosserien für General Motors zu bewältigen. Ein bedeutender Schritt war der Bau großer Montagehallen und spezialisierter Anlagen für die Karosserieproduktion. In den frühen 1920er Jahren wurden sowohl ein mehrstöckiger Fertigungsbereich als auch ein spezialisierter Lackierbereich hinzugefügt.

  • Gründung und frühe Jahre (1920er-1960er): Die ersten Jahre waren geprägt von der Produktion verschiedener Chevrolet-Modelle. Mit dem Aufkommen der GM-A-Plattform in den 1920er Jahren wurde das Werk ein zentraler Bestandteil der GM-Fertigung.
  • Fertigungshallen: Eine der größten Erweiterungen bestand in einer sechs Stockwerke hohen Fertigungshalle, die parallel zum Hauptgebäude errichtet wurde. Diese Halle war etwa 180m lang und wurde hauptsächlich für die Karosseriemontage genutzt.
  • Lackierbereich: Zusätzlich wurde eine spezialisierte Lackierhalle errichtet, die es ermöglichte, die Karosserien effizient zu lackieren und auf den endgültigen Zusammenbau vorzubereiten.
  • Kraftwerk: Zur Unterstützung der Fabrik wurde auch ein Kraftwerk gebaut, das das Werk mit Druckluft, Dampf und Wasser versorgte. Das Kraftwerk verfügte über ein komplexes System von Kohleförderanlagen und Dampfkesseln, die für die Energieversorgung der Fabrik verantwortlich waren. Dieses System war hochmodern und trug zur Effizienz der Produktion bei.

Produktions- und Mitarbeiterzahlen

Während der 1960er und 70er Jahre stellte das Norwood-Werk jedes Jahr zwischen 200.000 und 250.000 Fahrzeuge her. Das Werk produzierte eine Vielzahl von Chevrolet-Modellen, darunter der Chevrolet Deluxe-, die Master-Serie. In den 1970er Jahren galt das Werk als eines der produktivsten innerhalb der GM-Gruppe. Bis zur Schließung 1987 waren insgesamt über 8 Millionen Fahrzeuge in Norwood vom Band gerollt.

In seiner Blütezeit hatte das Werk eine große Belegschaft, die teilweise über 8.000 Mitarbeiter umfasste. Diese Zahl sank jedoch mit der Zeit, insbesondere in den 1980er Jahren, als GM begann, den Automobilbau zunehmend zu automatisieren, Roboter zum Einsatz zu bringen und Werke zu rationalisieren. Im letzten Jahr arbeiteten noch rund 4.200 Mitarbeiter im Werk.

Produzierte Modelle:

  • 1915-1922 Chevrolet Series 490
  • 1923-1926 Chevrolet Superior (Einführung der GM „A“ Plattform)
  • 1927 Chevrolet Series AA Capitol
  • 1928 Chevrolet Series AB National
  • 1929 Chevrolet Series AC International
  • 1930 Chevrolet Series AD Universal
  • 1931 Chevrolet Series AE Independence
  • 1932 Chevrolet Series BA Confederate
  • 1933 Chevrolet Eagle
  • 1933-1942 Chevrolet Master
  • 1941-1952 Chevrolet Deluxe
  • 1953-1957 Chevrolet 150, 210, Bel Air, Fleetline und Townsman
  • 1967-1987 Chevrolet Camaro und Pontiac Firebird

Schließung des Werks

Das Werk wurde 1987 geschlossen, nachdem GM es als veraltet und zu kostenintensiv für eine Modernisierung betrachtete. Ein weiterer Grund war die zunehmende Verlagerung der Produktion in effizientere Werke. Der Standort in Norwood war von den steigenden Kosten und veränderten Marktanforderungen betroffen, was letztlich zur Entscheidung führte, die Produktion einzustellen. Die Fertigung des Camaro wurde zum Beispiel nach Sainte-Thérèse in der Provinz Québec/Kanada gegeben. Die Schließung hatte weitreichende wirtschaftliche Folgen für die Region, da das Werk bis zu 35 % der Steuereinnahmen der Stadt Norwood ausmachte.

Nach der Schließung wurde das Werksgelände abgerissen und in ein gemischtes Gewerbegebiet umgewandelt. Heute erinnern nur noch wenige Überreste und die Geschichten der ehemaligen Arbeiter an die Bedeutung des Norwood-Werks für die Automobilindustrie. Es gibt jedoch zahlreiche Dokumentationen und Projekte, die das Erbe des Werks bewahren wollen.

In den beiden Luftaufnahmen habe ich gleiche Orte und Flächen markiert. Das Werk im grünen Rahmen hatte früher selbst ein Kraftwerk.