Pony Cars

der 60er und frühen 70er Jahre: Eine Zusammenfassung der ersten Generationen

Veröffentlicht am 24. September 2024
Aktualisiert am 3. Oktober 2024

Allgemeines

In den 1960er Jahren entstand eine neue Klasse sportlicher Fahrzeuge in den USA: die Pony Cars. Diese Autos zeichneten sich durch ihre kompakten, erschwinglichen und doch leistungsstarken Konstruktionen aus. Sie wurden besonders für jüngere Fahrer entwickelt, die sich sportliche Fahrdynamik, individuelles Design und vielseitige Motorisierungen wünschten. Der Begriff „Pony Car“ wurde vor allem durch den Erfolg des Ford Mustang geprägt, wobei viele andere Hersteller schnell in den Markt einstiegen.

Diese Bezeichnung leitet sich vom Pferdesymbol des Ford Mustang ab. Der Ford Mustang gilt bereits ab Mitte 1964 als der zweite Vertreter dieser Fahrzeugkategorie. Der Plymouth Barracuda erschien einige Wochen vor dem Mustang und sprach dieselbe Zielgruppe an. Der Barracuda wurde jedoch erst mit dem Modelljahr 1967 als „echtes“ Pony Car anerkannt. Ford setzte massiv auf Werbung mit dem Mustang. Alles andere rückte in den Hintergrund, so dass der Barracuda unbeachtet blieb.

Das charakteristische Designmerkmal dieser Fahrzeugklasse wird als „long hood, short deck“ beschrieben, also eine lange Motorhaube und ein kurzes Heck.

Ford Mustang Logo

Nur Ponys, …

… da die Amerikaner die Fahrzeuge auf Grund der Größe (unter fünf Meter) nicht für ausgewachsene Autos hielten. Sie verpassten dem Mustang und allen Autos dieser Klasse den Spitznamen „Pony“ für den „kleinen“ Mustang. Ponys sind typischerweise leichte, kompakte und sportliche Coupés.

Im Vergleich dazu waren Full-Size-Cars der 60er und 70er Jahre im Durchschnitt etwa 5,70 m lang. Diese werden in Deutschland umgangssprachlich als „Straßenkreuzer“ bezeichnet. Zum Vergleich: VW Passat, Touareg, Audi A6 und Co. messen 4,80 bis 4,95 m – also im Grunde genommen auch nur Ponys!

Oder doch Muscles,…

… da insbesondere die hochmotorisierten SuperSport-Modelle und die Z/28 des Camaro zu den Muscle Cars gezählt werden. Muscle Cars waren die leistungsstärksten Modelle einer Baureihe. Dabei geht es nicht unbedingt um die Anzahl der Zylinder. Vielmehr zählt die Mehrleistung ab Werk im Vergleich zu den Basismodellen. (Siehe nebenstehenden Guide)

Leistungsmäßig müssen sich die Ponys nicht verstecken. Es gibt beim Camaro Motoren mit 427 in3,(1) also 7,0 Liter Hubraum. Die Motoren haben Leistungen bis weit über 450 HP(2). Hier sollte erwähnt werden, dass diese Zahlenangabe bis 1973 die Brutto-Leistung des Motors wiedergibt.

Zielgruppe…

… für diese Fahrzeuge waren junge Käufer, die sogenannten Baby-Boomer – zwischen 1946 und 1964 Geborene. Die Fahrzeuge waren eher schlicht ausgestattet, setzten auf einfache Technik und robuste Motoren.

Die Ära der Muscle Cars endete Mitte der 70er Jahre aufgrund wachsenden Drucks bezüglich Unfall- und Umweltschutz. Die 5,7-Liter-Motoren wurden nur noch 150 Netto-HP angegeben. Zum Vergleich: Ein gewöhnlicher VW Golf hatte allerdings auch nur 50 bis 70 PS. Dies resultierte aus neuen Messmethoden, der Reduzierung der Kompression zur Emissionsminderung und der Einführung von bleifreiem Benzin sowie Abgasrückführ- und

Im Folgenden werden die bekanntesten Pony Cars der ersten Generation zusammengefasst, wobei Design, Form und Motoren im Fokus stehen.


Modellübersicht

Ford Mustang (1964½ – 1969)

Allgemein: Der Ford Mustang war das erste und namensgebende Pony Car und setzte 1964 einen neuen Standard in der Automobilindustrie. Er bot eine Mischung aus Erschwinglichkeit, sportlichem Design und einer breiten Palette an Motoren, die für eine breite Zielgruppe attraktiv war.

Design und Form: Das Design des Mustangs ist gekennzeichnet durch eine lange Motorhaube und ein kurzes Heck, die ihm seine charakteristische sportliche Silhouette verleihen. Die Frontpartie mit dem galoppierenden Pferde-Emblem wurde zu einem Markenzeichen. Bis 1969 entwickelte sich der Mustang zu einem muskulöseren Fahrzeug mit schärferen Linien und einem aggressiveren Erscheinungsbild, insbesondere in der Fastback-Variante.

Motoren:

  • Reihensechszylinder 2,8 Liter (105 PS)
  • R6 3,3 Liter (120 PS)
  • V8 4,3 Liter (164 PS)
  • V8 4,7 Liter (200–271 PS)
  • V8 4,9 Liter K-Code (271 PS für den GT)
  • V8 7,0 Liter (400 PS beim GT500)

Der Mustang bot eine große Bandbreite an Motoren, die vom sparsamen Sechszylinder bis zu leistungsstarken V8-Versionen reichten, die ihn bei Motorsportfans beliebt machten.

Karosserievarianten:

  • Coupé (Fastback ab 1965)
  • Cabriolet
Mustang
Ford Mustang (ab 1964)

Chevrolet Camaro (1966 – 1970)

Allgemein: Als Antwort auf den Erfolg des Ford Mustangs brachte Chevrolet den Camaro 1966 auf den Markt. Der Camaro bot eine breite Motorenpalette, von Sechszylindern bis zu leistungsstarken V8s, und zielte auf sportliche Fahrer ab.

Design und Form: Der Camaro hatte ein muskulöses und aggressives Erscheinungsbild, geprägt durch eine flache Front mit einem breiten Kühlergrill und markanten Scheinwerfern. Das Fahrzeugprofil war kompakt und dynamisch, mit einer starken Betonung auf die Kotflügel und der sportlichen, fließenden Dachlinie. Besonders in den leistungsstärkeren SS- und Z28-Varianten unterstrich das Design die Rennsportambitionen des Fahrzeugs.

Motoren:

  • Reihensechszylinder 3,8 Liter (140 PS)
  • R6 4,0 Liter (155 PS)
  • V8 4,9 Liter (290 PS)
  • V8 5,0 Liter (200 PS)
  • V8 5,4 Liter (210–275 PS)
  • V8 5,7 Liter (250–295 PS für die SS-Version)
  • V8 6,5 Liter (350–375 PS für die SS-Version)
  • V8 7,0 Liter (ZL1, bis zu 430 PS)

Der Camaro war für seine leistungsstarken Versionen berühmt, insbesondere die Z28- und SS-Modelle, die sowohl für die Straße als auch für den Rennsport entwickelt wurden.

Karosserievarianten:

  • Coupé
  • Cabriolet
Chevrolet Camaro (ab 1966)

Pontiac Firebird (1967 – 1970)

Allgemein: Der Pontiac Firebird teilte viele Komponenten mit dem Camaro, war aber dennoch einzigartig in seiner Ausstattung und Gestaltung. Er bot eine ähnliche Motorenvielfalt und war besonders für seine starken V8-Motoren bekannt.

Design und Form: Der Firebird zeichnete sich durch eine stilvollere und etwas elegantere Form aus, mit einem geteilten Kühlergrill und vier Scheinwerfern, die ihm ein markantes Gesicht verliehen. Die fließenden Linien und muskulösen Konturen machten ihn zu einem sportlichen, aber gleichzeitig luxuriöser wirkenden Auto. Das Design wurde durch optische Details wie Lüftungsschlitze und verchromte Akzente aufgewertet.

Motoren:

  • Reihensechszylinder 3,8 Liter (165–175 PS)
  • R6 4,1 Liter (215–230 PS)
  • V8 5,3 Liter (250–265 PS)
  • V8 5,8 Liter (285–330 PS)
  • V8 6,6 Liter (330–345 PS für den Firebird 400)

Der Firebird war bekannt für seine kräftigen und zuverlässigen Motoren.

Karosserievarianten:

  • Coupé
  • Cabriolet
Frebird
Pontiac Firebird (ab 1967)

Mercury Cougar (1967 – 1970)

Allgemein: Der Mercury Cougar war die luxuriöse Variante des Ford Mustang und richtete sich an Käufer, die mehr Komfort und Eleganz suchten, ohne auf Leistung zu verzichten.

Design und Form: Der Cougar hatte eine längere und breitere Karosserie als der Mustang und wies ein elegantes, aber dennoch kraftvolles Erscheinungsbild auf. Markant waren die versteckten Scheinwerfer, die ihm ein einzigartiges Gesicht gaben. Die Linienführung war glatt und stilvoll, mit einem luxuriösen Interieur, das sich von anderen Pony Cars absetzte.

Motoren:

  • V8 4,7 Liter (200 PS)
  • V8 5,8 Liter
  • V8 6,4 Liter (335 PS)
  • V8 7,0 Liter (390 PS für den GT-E)

Der Cougar bot vor allem großvolumige V8-Motoren an, was zu seiner Position als luxuriöses, aber leistungsstarkes Pony Car beitrug.

Karosserievarianten:

  • Coupé (kein Cabriolet in der ersten Generation)
Cougar
Mercury Cougar (ab 1967), Schwestermodell zum Ford Mustang

Plymouth Barracuda (1964 – 1974)

Allgemein: Der Plymouth Barracuda war einer der frühen Wettbewerber des Mustangs und zeichnete sich durch seine eigene Interpretation des Pony-Car-Konzepts aus. Er begann als modifizierter Valiant, entwickelte sich aber bald zu einem eigenständigen Modell.

Design und Form: Die erste Generation des Barracuda war durch ihre markante Panoramascheibe am Heck unverwechselbar. Ab 1967 wurde das Design schärfer und sportlicher, mit betonten Kotflügeln und einer flacheren Frontpartie. Die abfallende Dachlinie des Fastback-Modells unterstrich den sportlichen Charakter des Barracuda und machte ihn besonders bei jungen Fahrern beliebt.

Motoren:

  • Reihensechszylinder 2,8 Liter (101 PS)
  • R6 3,7 Liter (145 PS)
  • V8 4,5 Liter (230 PS)
  • V8 5,2 Liter (150 PS)
  • V8 5,6 Liter
  • V8 6,3 Liter
  • V8 7,0 Liter HEMI (425 PS, in speziellen Rennversionen)

Besonders die leistungsstarken HEMI-Varianten des Barracuda machten ihn zu einem ernsthaften Konkurrenten im Pony-Car-Segment.

Karosserievarianten:

  • Fastback (bis 1967)
  • Coupé
  • Cabriolet
Barracuda
Plymouth Barracuda (ab 1964)

AMC Javelin (1968 – 1970)

Allgemein: Der AMC Javelin war der Beitrag von AMC zum Pony-Car-Segment und bot eine Kombination aus sportlichem Design und erschwinglicher Leistung. Er war besonders in der leistungsstarken SST-Version bekannt.

Design und Form: Der Javelin bestach durch seine lange, stromlinienförmige Form und ein sportlich-aggressives Design. Die geteilte Frontpartie mit den weit auseinanderliegenden Scheinwerfern verlieh ihm eine eigenständige Optik. Muskulöse Kotflügel und eine flache Motorhaube sorgten für einen kraftvollen und gleichzeitig eleganten Auftritt.

Motoren:

  • Reihensechszylinder 3,8 Liter (145–155 PS)
  • V8 4,2 Liter (110 PS)
  • V8 4,8 Liter (225 PS)
  • V8 5,0 Liter (150–210 PS)
  • V8 5,6 Liter (280 PS)
  • V8 5,9 Liter (175–220 PS)
  • V8 6,4 Liter (315–225 PS für die SST-Version)
  • V8 6,6 Liter (340 PS)

Der AMC Javelin war besonders in der leistungsstarken SST-Version mit einem großen 6,4-Liter-V8-Motor ein ernstzunehmender Konkurrent für die anderen Pony Cars. AMC war bekannt für seine robuste Technik, und der Javelin wurde auch im Rennsport erfolgreich eingesetzt, was ihm zusätzliche Glaubwürdigkeit in der Performance-Welt verschaffte.

Karosserievarianten:

  • Coupé
AMX
AMC Javlin (ab 1968)

Dodge Challenger (1970 – 1973)

Allgemein: Der Dodge Challenger kam etwas später auf den Markt, setzte aber sofort Akzente durch seine Größe und Leistung, insbesondere in den Hochleistungsvarianten wie dem R/T und dem HEMI.

Design und Form: Der Challenger war größer und bulliger als viele seiner Konkurrenten, mit einer imposanten Frontpartie und breiten Kotflügeln. Das Design wirkte aggressiv, mit einer langen Motorhaube und einer gedrungenen Heckpartie. Besonders markant war die R/T-Version, die durch optische und technische Highlights hervorstach.

Motoren:

  • Reihensechszylinder 3,3 Liter (125 PS)
  • R6 3,7 Liter (145 PS)
  • V8 5,2 Liter (203 PS)
  • V8 5,6 Liter (275–290 PS)
  • V8 5,8 Liter (245 PS)
  • V8 6,3 Liter (290–335 PS)
  • V8 7,2 Liter (375–390 PS)
  • V8 7,0 Liter HEMI (425 PS)

Die HEMI-Motoren im Challenger machten ihn zu einem der leistungsstärksten Pony Cars überhaupt, besonders in der R/T-Version.

Karosserievarianten:

  • Coupé
  • Cabriolet
Challenger
Dodge Challenger (ab 1970), Schwestermodell zum Plymouth Barracuda

Die Verteilung und Marktlage…

… der Ponys ist recht übersichtlich. Auf US-Car-Treffen in Deutschland sieht man häufig den einen oder anderen Vertreter der ersten Generationen. Es ist zu beachten, dass die Modelljahre differieren, was dem unterschiedlichen ersten Erscheinen zu schulden ist.

Dabei fällt auf, dass der Mustang am häufigsten vertreten ist. Dann folgen in unterschiedlicher Häufung die anderen Modelle. Sicherlich ist dies der produzierten Menge und natürlich der Popularität geschuldet. Nachfolgend dazu eine kurze grobe Auflistung der Stückzahlen der ersten Generationen mit Links zu Wikipedia:

Ford Mustang der 1. Generation wobei ich hier nur die Baujahre von 1964 bis 1970 dazuzähle:

2,3 Millionen

Chevrolet Camaro mit einer Bauzeit von 1966 bis Anfang 1970:

700 Tausend

Pontiac Firebird als Schwester zum Camaro erschien ein Jahr später und blieb auch bis 1970:

280 Tausend

Mercury Cougar erschien als Schwester zum Mustang parallel zum Firebird und endete auch mit ihm:

440 Tausend

Plymouth Barracuda als Pony des Chrysler-Konzerns 1964 am Markt eingeführt, blieb bis 1974:

310 Tausend

AMC Javelin das Pony der American Motors Corporation kam 1967 auf dem Markt und ging auch 1974:

230 Tausend

Dodge Challenger die Schwester des Barracuda erschien erst 1970 und verschwand 1974:

190 Tausend

Einfache Mathematik macht deutlich, dass alle Modelle zusammen auf die Produktionszahl des Mustang kommen. Selbst wenn man die Jahre bis 1974 hinzurechnet, geht die Spitzenposition an den Mustang.

Es bleibt festzuhalten, dass auf Treffen die Summe aller Ponys zusammen, auf die Anzahl aller vertretenen Mustangs kommt.

Fazit

Die erste Generation der Pony Cars definierte eine Ära des Automobilbaus, die sportliches Design, erschwingliche Leistung und eine breite Zielgruppe vereinte. Die Auswahl reichte von kompakten Sechszylindermotoren bis hin zu leistungsstarken V8-Versionen, die speziell für den Motorsport entwickelt wurden. Jedes Modell hatte seinen eigenen Charakter und sprach verschiedene Kundensegmente an, was den Wettbewerb in dieser Fahrzeugklasse anheizte. Der Stil dieser Ära, geprägt von muskulösen Linien und kraftvollen Motoren, beeinflusste die Automobilwelt nachhaltig und machte Pony Cars zu Ikonen der 60er und 70er Jahre.

Anmerkung

  1. in3, auch „cui“, „cu in“ oder „ci“ ist die amerikanische/imperiale Volumeneinheit des Hubraums. Als SI-Einheit wird cm3 verwendet. Umrechnung: 1 in3 = 16,387 cm3; 1 cm3 = 0,061 in3 ↩︎
  2. HP auch hp = Horsepower und ist nicht zu verwechseln mit unseren Pferdestärken = PS; HP ist aus dem imperialen/amerikanischen Einheitensystem und nicht aus unserem mitteleuropäischen metrischen System. Umrechnung: 1 HP = rund 1,013 PS bzw. ca. 0,746 kW ↩︎