Veröffentlicht am 1. Mai 2022
Aktualisiert am 1. Juli 2025
Allgemeines
Türen sollten schließen, nicht zu straff, aber auch nicht zu leicht. Die Spaltmaße zum Kotflügel, dem Schweller und der hinteren Seitenwand sollten gleichmäßig sein, ebenfalls die Flucht zu den anderen Karosserieteilen. Falls davon irgendwas nicht gefällt, kann man die Justierung der Türen jederzeit anpassen und so Abhilfe schaffen. Pro Tür sollte man mit ein bis zwei Stunden rechnen, mehr ist aber auch möglich.
Eine gut eingestellte Tür sieht wie folgt aus:
- Die Oberkante der Tür muss mit der Oberkante der Seitenwand übereinstimmen. (Höhe)
- Die Unterkante der Tür muss parallel zum Schweller verlaufen. Das Spaltmaß ist schlussendlich nicht das Entscheidende, es sollte von vorn bis hinten gleich sein. (Kippung)
- Der Karosseriefalz muss vom Kotflügel zur Tür passen. Sollte das nicht erreichbar sein, muss der Kotflügel justiert werden.
- Die Gleichmäßigkeit des Spaltes zwischen Seitenwand und Tür wäre wünschenswert. Das sollte sich ergeben, wenn der Punkt 2 passt.
- Der Spalt zwischen Tür und Kotflügel sollte am Ende auch gleichmäßig sein.

Die Spalten Tür <> Seitenwand -> Nummer 4 und Tür <> Kotflügel -> Nummer 5 sollten gleich breit sein. (Längsverschiebung)
Allerdings kann es im Anschluss notwendig sein, die Fenstermechanik anzupassen, was ich auf diesen Seiten an anderer Stelle beschrieben habe oder die Kotflügel auszurichten.
Die folgenden Bilder zeigen, wie es nicht aussehen sollte.



Noch ein-zwei Worte vorweg
Der Camaro stammt aus den USA. Dort war er ein Massenprodukt, von dem pro Jahr 200.000 Stück vom Band gelaufen sind. Die Verarbeitungsqualität ist nicht mit heutigen Maßstäben und Qualitätsansprüchen zu vergleichen. Spaltmaße kannte man und konnte die auch sehen. Breiter, schmaler; alles war vertreten, aber recht gleichmäßig verteilt.
Fazit: Gleichmäßigkeit bekommt man hin! Perfektion nicht ohne einen Karosseriebauer.
Wer behauptet, dass das nicht geht oder das es unmöglich ist, hatte entweder keine Lust oder es gar nicht erst versucht!
Wichtig!
Vor dem Einstellen der Türen ist zu prüfen, ob die Messinghülsen der Scharniere noch okay sind. Nach 50 Jahren Auf-und-Zu nutzen sich diese Hülsen ab, so dass die Türen „hängen“. Den Ablauf beschreibe ich auf der Seite „Messinghülsen“.
Tür ausrichten
Ganz wichtig! Der Bewegungsbereich der Tür in den gelösten Scharnieren ist groß. Sie kann an allen Seiten an die Blechteile stoßen. Das bedeutet Lackschäden!
Interessant ist die Befestigung der Türen. Wenn wir uns das Türblatt und die A-Säule ansehen, können wir gut erkennen, dass dort unterschiedlich große, quadratische oder rechteckige „Löcher“ sind. Hinter denen sitzen große Platten (nennt man auch Käfigmutter) mit Gewindebohrungen. Diese Platten sind verhältnismäßig lose und verschiebbar eingesetzt. Verschiebbar bedeutet, sie lassen sich nach oben und unten sowie nach rechts und links bewegen. Durch die Form und Anordnung der Löcher hat die Tür nur gewisse Freiheitsgrade und kann von uns später eingepasst werden. Vorteil der Platten ist auch, dass, wenn man eine Schraube drin hat, der Rest von selbst passt.
Auf den beiden folgenden Fotos sieht man die Situation auf der Fahrerseite.


Bevor wir die Tür einstellen können, müssen wir verstehen, wie das grundsätzlich funktioniert.
Klar ist inzwischen: Eine eingehängte, aber noch nicht festgeschraubte Tür lässt sich in verschiedene Richtungen bewegen. Doch um sie gezielt und korrekt einzustellen, müssen wir wissen, welches Bauteil welche Funktion übernimmt. Nur so können wir gezielt justieren.
Bauteil | Einfluss auf | Funktion | Beachtung |
---|---|---|---|
Scharniere an der Tür | vordere Kante vom Türblatt | rein<>raus | Justierung der vorderen Türkante – also ihre Annäherung an die Karosserie oder das Zurücksetzen – wirkt sich direkt auf den Spalt zur A-Säule aus und verändert zugleich den Anpressdruck der Seitenscheibe auf die Dichtung. |
Scharniere an der A-Säule | vordere Kante vom Türblatt | vor<>zurück und auch hoch<>runter | Gesamte Tür in Längsrichtung – also nach vorn zum Kotflügel oder nach hinten zur Seitenwand, hat das Auswirkungen auf den Türkontaktschalter für die Innenbeleuchtung und den Schlüsselsummer (siehe erstes Bild, Nr. 4 und 5) und auch eine Bewegung der Tür quer zur Karosserie – also vom Schweller weg oder näher heran – verändert die gesamte Türposition (siehe erstes Bild, Nr. 3). |
Schlossbolzen an der Seitenwand | hintere Kante vom Türblatt | rein<>raus | Verstellung der hinteren Türkante zur Karosserie hin oder von ihr weg, beeinflusst den Anpressdruck der Seitenscheibe auf die hintere Dichtung vom Dreiecksfenster. |
Es wird immer nur ein Schritt gemacht. Dazu lösen wir die jeweiligen Schrauben leicht. Das muss mit Gefühl erfolgen: Zuviel, die Tür rutscht durch; zu wenig, sie lässt sich nicht bewegen.
Die Tür wird dabei nur soweit geschlossen, bis wir sehen, ob sich die Spaltmaße dem gewünschten Ergebnis nähren. Passt das Resultat, wieder soweit öffnen, bis die Schrauben angezogen werden können und dann entweder weiter korrigieren oder den nächsten Schritt angreifen.
Achtung: Es besteht die Gefahr, dass die vordere Türkante beim Schließen an die Kotflügelkante stößt.
Folgende Reihenfolge hat sich für mich bewährt:
Scharnier | Befestigungspunkt an | Aufgabe |
---|---|---|
Nacheinander oberes oder unteres Scharnier | A‑Säule | Tür ausrichten, um die Tür durch „längskippen“ in die Waagerechte zu bringen, Bezugskante ist der Schweller. (Erstes Bild, Nr. 2) |
Oberes und unteres Scharnier | A‑Säule | Tür in der Höhe ändern, um den Spalt zum Schweller einzustellen, dabei Tür mit dem Wagenheber rangieren. Bezugskanten sind die Oberkante der Seitenwand und die Falz zum Kotflügel. (Erstes Bild, Nr. 1) |
Oberes und unteres Scharnier | A‑Säule | Tür in Längsrichtung „schieben“, um den Spalt zum Kotflügel und zur Seitenwand zu mitteln. Achtung beim Öffnen kann die vordere Türkante den Kotflügel beschädigen. (Erstes Bild, Nr. 4 und 5) |
Die Tür sollte jetzt umlaufend einen gleichbreiten Spalt zum Kotflügel, zum Schweller und zur Seitenwand haben. Die Kanten und Ecken sollten zueinander passen.
Scharnier | Befestigungspunkt an | Aufgabe |
---|---|---|
Unteres Scharnier | Tür | Rein/Raus „Kippen“, um die Bündigkeit der unteren senkrechten Türkante zum Kotflügel und zum Schweller einzustellen. |
Oberes Scharnier | Tür | Rein/Raus „Kippen“, um die Bündigkeit der oberen senkrechten Türkante zum Kotflügel und zum Schweller einzustellen. |
Schlossbolzen | Seitenwand/Falz | Stellt ein, wo die Tür beim Schließen einrastet, um die Bündigkeit der hinteren senkrechten Türkante zur Seitenwand und zum Schweller einzustellen. |
Die Tür sollte jetzt einen schönen umlaufenden Spalt haben und in der Höhe zur Seitenwand und dem Kotflügel passen. Auch sollten die Flächen jetzt bündig sein. Wir prüfen jetzt noch die Scheibe und hoffen, dass die ringsum gut und nicht zu straff anliegt.
Wer fertig ist, darf jetzt wieder aufräumen und sich am Ergebnis erfreuen.


(wie auf dem rechten Foto „schön“ zu erkennen ist, hat die Oberkante vom Schweller eine kleine weiße Stelle und auch die Tür unterhalb der Falz – hier bin ich jeweils angestoßen und hab die Farbe abgeschabt!)
Schlusswort
Die Tür ist parallel zum Schweller ausgerichtet, aber passt nur vorn am Kotflügelfalz oder der Oberkante der Seitenwand. So fluchtet der Kotflügel nicht richtig und muss auch justiert werden. Vergleiche dazu das Foto am Anfang der Seite.
Die Beschreibung findet ihr auf der Seite „Kotflügel ausrichten“