Veröffentlicht am 1. Mai 2022
Aktualisiert am 6. September 2023
Allgemeines
Türen sollten schließen, nicht zu straff, aber auch nicht zu leicht. Die Spaltmaße zum Kotflügel, dem Schweller und der hinteren Seitenwand sollten gleichmäßig sein, ebenfalls die Flucht zu den anderen Karosserieteilen. Falls einem davon irgendwas nicht gefällt, kann man die Justierung der Türen jederzeit anpassen und so Abhilfe schaffen. Pro Tür sollte man dabei mit ein bis zwei Stunden rechnen, mehr ist aber auch möglich.
Eine gut eingestellte Tür sieht wie folgt aus:
- Die Oberkante der Tür muss mit der Oberkante der Seitenwand übereinstimmen. (Höhe)
- Die Tür muss parallel zum Schweller verlaufen. Das Spaltmaß ist schlussendlich nicht das Entscheidenste. (Kippung)
- Der Falz muss vom Kotflügel zur Tür passen. Sollte das nicht erreichbar sein, muss der Kotflügel justiert werden.
- Die Gleichmäßigkeit des Spaltes zwischen Seitenwand und Tür wäre wünschenswert. Das sollte sich ergeben, wenn der Punkt 2 passt.
- Der Spalt zwischen Tür und Kotflügel sollte am Ende auch gleichmäßig sein.

Die Spalten Tür <> Seitenwand -> 4. und Tür <> Kotflügel -> 5. sollten gleich breit sein. (Längsverschiebung)
Allerdings kann es im Anschluss notwendig sein, die Fenstermechanik anzupassen, was ich auf diesen Seiten an anderer Stelle beschrieben habe oder die Kotflügel.
Die folgenden Bilder zeigen, wie es nicht aussehen sollte.



Noch ein-zwei Worte vorweg
Der Camaro stammt aus den USA. Dort war er ein Massenprodukt, von dem pro Jahr 200.000 Stück vom Band gelaufen sind. Die Verarbeitungsqualität ist, nicht mit heutigen Maßstäben und Qualitätsansprüchen zu vergleichen. Spaltmaße kannte man und konnte die auch sehen. Breiter, schmaler; alles war vertreten.
Also: Gleichmäßigkeit bekommt man hin, Perfektion nicht ohne einen Karosseriebauer.
Aber wer behauptet, dass das nicht geht oder das es unmöglich ist, hatte entweder keine Lust oder es gar nicht erst probiert!
Wichtig!
Vor dem Einstellen der Türen ist zu prüfen, ob die Messinghülsen der Scharniere noch okay sind. Nach 50 Jahren Auf-und-Zu nutzen sich diese Hülsen ab, so dass die Türen „hängen“ und nicht mehr leicht schließen bzw. zum Schließen angehoben werden müssen. Den Ablauf beschreibe ich kurz im nächsten Abschnitt.
Messingbuchsen der Scharniere
Das Ersatzset (siehe Foto) für die Überholung der Türscharniere gibt es komplett mit Bolzen und Messinghülsen bzw. -buchsen beim einschlägigen Händler für rund 35 EUR. Neue Scharniere sind natürlich auch lieferbar, kosten aber deutlich mehr und sind eigentlich unnötig.
Um die Buchsen zu wechseln, bauen wir die Tür komplett ab. Ob das nötig ist, muss jeder für sich entscheiden. Nach meiner Einschätzung lassen sich die Buchsen nicht bei eingebauten Türen wechseln ohne andere Schäden zu verursachen.
Die Türen sind nur mit insgesamt sieben Schrauben mit dem Scharnier verbunden. Die werden der Reihe nach gelöst. Die Tür muss dabei gehalten werden!

Achtung: Das Teil wiegt einiges und sollte nicht auf den Boden krachen. Wichtig ist auch, dass Türkanten beim Lösen der Schrauben, an die umlaufenden Karosserieflächen stoßen und Dellen oder Lackabplatzer verursachen können!
Also unbedingt die Kanten schützen, dickes Kreppband ist da sehr zu empfehlen. Wir haben zusätzlich einen abgepolsterten Rangierwagenheber als Unterstützung darunter gestellt und leicht auf Spannung angehoben. Es gibt aber auch einen „originalen“ Türheber, bei dem die Tür „eingespannt“ wird.
Ist die Tür ab und sicher gelagert, können die beiden Scharniere von der A-Säule komplett abgebaut und gesichtet werden. Dafür müssen noch mal je vier Schrauben gelöst werden.
Nachdem die Sprengringe (C-Clips) entfernt sind, können wir die Bolzen leicht heraustreiben und haben die Hälften der Scharniere. Achtung bei den unteren Scharnieren! Da sind noch die Federn und die Mechanik zum Aufhalten/Arretieren der Tür. Die Feder muss geklammert werden, sonst fliegt uns die um die Ohren.
Schaut euch genau an, wo welche Hülse eingesetzt ist, es gibt zwei verschiedene Varianten (Größere mit umlaufender Riffelung und kleinere glatte). Auch kommen die Hülsen jeweils in das innere Teil von außen. Der Kragen einer Hülse liegt auf dem Kragen der gegenüberliegenden. Ich denke auf dem nächsten Bild kann man das erkennen bzw. erahnen was gemeint ist.
Die Hülsen bekommen wir nicht zerstörungsfrei aus dem Scharnier. Da hilft nur eine kleine Trennscheibe (Dremel o. ä.) und ein entsprechend großer bzw. kleiner Metallbohrer. Den Rest erledigt ein alter Schraubendreher.
Wenn alles halbwegs gereinigt ist, werden die neuen Buchsen vorsichtig reingeklopft. Anschließend werden die Hälften zusammengesetzt und die Bolzen durchgetrieben. Zum Schluss noch die Sprengringe.
Wenn man soweit ist, kommen die Scharniere wieder an die Karosserie. Wer clever ist, reinigt die Auflageflächen an Tür und A-Säule und bringt einen Korrosionsschutz auf.

Wir schrauben die überholten Scharniere wieder ans Auto. Die Schrauben werden so festgezogen, dass die Scharniere erstmal nicht verrutschen können. Dann bringen wir die Tür in Position und schrauben auch diese fest. Es folgt eine grobe Ausrichtung.
ACHTUNG: Wieder auf die Türkanten achten!
TIPP: Zwei Rangierwagenheber sind goldwert. Einer unter den Türkanten vorn und hinten. Dann kann man gut zirkeln.
Tür ausrichten
Ganz wichtig! Der Spielraum, den die Tür mit den Scharnieren hat, ist so groß, dass sie an allen Seiten anstoßen kann. Das bedeutet Lackschäden!
Interessant ist die Befestigung der Türen. Wenn wir uns das Türblatt und die A-Säule ansehen, können wir gut erkennen, dass dort quadratische bzw. rechteckige „Löcher“ sind. Hinter denen sitzen große Platten (nennt man auch Käfigmutter) mit Gewindebohrungen. Diese Platten sind verhältnismäßig lose und verschiebbar eingesetzt. Verschiebbar bedeutet, sie lassen sich nach oben und unten sowie nach rechts und links bewegen. Durch die Form und Anordnung der Löcher hat die Tür nur gewisse Freiheitsgrade und kann von uns später eingepasst werden. Vorteil der Platten ist auch, dass, wenn man eine Schraube drin hat, der Rest fast von selbst passt.
Auf den beiden folgenden Fotos sieht man die Situation auf der Fahrerseite.


Um die Tür einzustellen, müssen wir wissen, wie das überhaupt funktioniert. Sicher ist allen jetzt klar, dass wir die eingehängte nicht festgeschraubte Tür hin- und herbewegen können. Wir müssen jetzt noch wissen, welches Bauteil welche Funktion beim Einstellen hat.
Bauteil | Einfluss | Funktion | Beachtung |
---|---|---|---|
Scharniere an der Tür | Vordere Kante vom Türblatt | rein<>raus | Nur die vordere Kante der Tür weiter an die Karosse oder davon weg, das hat auch Einfluss auf den Anpressdruck der Seitenscheibe auf den Gummi |
Scharniere an der A-Säule | Vordere Kante vom Türblatt | vor<>zurück und auch hoch<>runter | Gesamte Tür weiter nach vorn zum Kotflügel oder nach hinten zur Seitenwand, das hat Einfluss auf den Türkontaktschalter für Innenbeleuchtung und Schlüsselsummer (Erstes Bild Nr. 4 und 5) und auch vom Schweller weg oder näher heran, dabei wird die gesamte Tür bewegt (Erstes Bild Nr. 3) |
Schlossbolzen an der Seitenwand | Hintere Kante vom Türblatt | rein<>raus | Nur die hintere Kante der Tür weiter an die Karosse oder davon weg, das hat auch Einfluss auf den Anpressdruck der Seitenscheibe auf den Gummi |
Es wird immer nur ein Schritt gemacht. Dazu lösen wir die jeweiligen Schrauben leicht. Das muss mit Gefühl erfolgen: Zuviel, die Tür rutscht durch; zu wenig, sie lässt sich nicht bewegen.
Die Tür wird dabei nur soweit geschlossen, bis wir sehen, ob sich die Spaltmaße dem gewünschten Ergebnis nähren. Passt das Resultat, wieder soweit öffnen, bis die Schrauben angezogen werden können und dann entweder weiter korrigieren oder den nächsten Schritt angreifen.
Achtung: Es besteht die Gefahr, dass die vordere Türkante beim Schließen an die Kotflügelkante stößt.
Folgende Reihenfolge hat sich für mich bewährt:
Nacheinander oberes oder unteres Scharnier | A‑Säule | Tür ausrichten, um die Tür durch „längskippen“ in die Waagerechte zu bringen, Bezugskante ist der Schweller. (Erstes Bild Nr. 2) |
Oberes und unteres Scharnier | A‑Säule | Tür in der Höhe ändern, um den Spalt zum Schweller einzustellen, dabei Tür mit dem Wagenheber rangieren. Bezugskanten sind die Oberkante der Seitenwand und die Falz zum Kotflügel. (Erstes Bild Nr. 1) |
Oberes und unteres Scharnier | A‑Säule | Tür in Längsrichtung „schieben“, um den Spalt zum Kotflügel und zur Seitenwand zu mitteln. Achtung beim Öffnen kann die vordere Türkante den Kotflügel beschädigen. (Erstes Bild Nr. 4 und 5) |
Die Tür sollte jetzt umlaufend einen gleichbreiten Spalt zum Kotflügel, zum Schweller und zur Seitenwand haben. Die Kanten und Ecken sollten zueinander passen.
Unteres Scharnier | Tür | Rein/Raus „Kippen“, um die Bündigkeit der unteren senkrechten Türkante zum Kotflügel und zum Schweller einzustellen. |
Oberes Scharnier | Tür | Rein/Raus „Kippen“, um die Bündigkeit der oberen senkrechten Türkante zum Kotflügel und zum Schweller einzustellen. |
Schlossbolzen | Seitenwand | Stellt ein, wo die Tür beim Schließen einrastet, um die Bündigkeit der hinteren senkrechten Türkante zur Seitenwand und zum Schweller einzustellen. |
Die Tür sollte jetzt einen schönen umlaufenden Spalt haben und in der Höhe zur Seitenwand und dem Kotflügel passen. Auch sollten die Flächen jetzt bündig sein. Wir prüfen jetzt noch die Scheibe und hoffen, dass die ringsum gut und nicht zu straff anliegt.
Wer fertig ist, darf jetzt wieder aufräumen und sich am Ergebnis erfreuen.


(wie auf dem rechten Foto „schön“ zu erkennen ist, hat die Oberkante vom Schweller eine kleine weiße Stelle und auch die Tür unterhalb der Falz – hier bin ich jeweils angestoßen und hab die Farbe abgeschabt!)
Schlusswort
Die Tür ist parallel zum Schweller ausgerichtet, aber passt nur vorn am Kotflügelfalz oder der Oberkante der Seitenwand. So fluchtet der Kotflügel nicht richtig und muss auch justiert werden. Vergleiche dazu das Foto am Anfang der Seite.
Die Beschreibung findet ihr auf der Seite „Kotflügel ausrichten“